Ob Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen oder Muskelschmerzen, Zahnschmerzen oder Regelschmerzen: Fast jeder von uns hat im Laufe seines Lebens schon einmal Schmerzen – mit oder ohne Fieber – gehabt. Selbst Neugeborene können Schmerzen wahrnehmen. Doch was genau ist Schmerz eigentlich?
Die Weltschmerzorganisation IASP (International Association for the Study of Pain) definiert Schmerz als „eine unangenehme sensorische und gefühlsmäßige Erfahrung, die mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder dieser ähnelt“.
Schmerz ist überlebenswichtig! Er schützt uns, indem er uns warnt, dass mit unserem Körper etwas nicht stimmt oder eine Gewebeschädigung droht. Meist geht dem Schmerz ein zeitlich und lokal begrenzter Reiz voraus. Dann sprechen wir von akutem Schmerz, der verschwindet, sobald seine Ursache geheilt oder beseitigt wird.
Schmerzen, die länger als drei Monate andauern oder immer wieder auftreten, gelten als chronisch. Chronischer Schmerz kann häufig zur eigenständigen Krankheit werden, wenn keine klar erkennbaren Ursachen mehr vorhanden sind und die sinnvolle Warn-und Schutzfunktion von Schmerz nicht mehr gegeben ist. Die Betroffenen sind dann nicht nur körperlich, sondern meist auch psychisch und sozial eingeschränkt.
Unser Schmerzempfinden ist ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren, zu denen auch familiäre und kulturelle Erfahrungen zählen. Deshalb nehmen wir Schmerzen individuell sehr unterschiedlich wahr. Doch warum fühlen wir überhaupt Schmerz?
Um das zu verstehen, müssen wir je nach zugrunde liegendem Entstehungsmechanismus zwischen verschiedenen Schmerzarten unterscheiden: Rezeptorschmerzen, Nervenschmerzen und Mischformen.
Rezeptorschmerzen sind „klassische“ Schmerzen, die entstehen, wenn spezielle Schmerzrezeptoren im Gewebe, Gelenk oder Knochen gereizt werden und diese Information als Schmerzsignal an unser Gehirn weiterleiten.
Nervenschmerzen entstehen aufgrund einer Schädigung oder Fehlfunktion schmerzleitender Nervenfasern. In diesen Fällen löst also nicht der Schmerzrezeptor, sondern der Nerv selbst den Schmerz aus und gibt die Information an das Gehirn weiter.
Bei einer Schmerzerkrankung wird der klassische Rezeptorschmerz zu chronischem Schmerz. Das bedeutet, dass die Nerven so sehr sensibilisiert sind, dass sie schon bei kleinsten Reizen reagieren. Und das, obwohl die ursprüngliche Schmerzursache schon nicht mehr da ist.
Obwohl Schmerz individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen wird, versuchen Ärzte und Schmerztherapeuten, seine subjektive Stärke zu messen. Dazu stehen ihnen verschiedene Schmerzskalen zur Verfügung:
Für eine erfolgreiche Schmerztherapie ist es wichtig, die Schmerzstärke wiederholt zu messen – sowohl in Ruhe als auch unter Belastung.
Um leichte bis mäßige Schmerzen zu lindern oder ganz loszuwerden, greifen viele Menschen zu Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS). Die sogenannten nichtopioiden Analgetika sind – je nach Dosierung – rezeptfrei in jeder Apotheke erhältlich und werden meist in Form von Schmerztabletten verkauft.
Starke Schmerzen dagegen sollten niemals in Eigenregie behandelt werden! Ärzte und Schmerztherapeuten können in diesen Fällen auf andere Wirkstoffe zurückgreifen – bis hin zu Opioiden, für die ein spezielles Betäubungsmittelrezept nötig ist. Chronische Schmerzen werden mit den unterschiedlichsten Methoden behandelt. Dazu zählen neben Schmerzmedikamenten beispielsweise auch Bewegungstherapien mit Sport oder Krankengymnastik. Zusätzlich können auch Antidepressiva eingesetzt werden, ohne, dass eine Depression vorliegt.
In der modernen Schmerztherapie geht es allerdings nicht nur darum, Schmerzen zu lindern, sondern auch um die Verbesserung der durch Schmerz eingeschränkten körperlichen, psychischen und sozialen Fähigkeiten.